Besserer Umgang mit Entfremdungsgefühlen und Unwirklichkeitserleben

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DP-DR in Gesellschaft

Mir kommt alles besonders fremd und unwirklich vor, wenn ich in Gesellschaft bin

Bei vielen Menschen, die immer wieder unter Entfremdungsgefühlen oder Unwirklichkeitserleben leiden, verstärkt sich dieses unangenehme Erleben in Gesellschaft mit anderen. Immer, wenn diese Personen mit anderen Menschen zusammen sind, dann kommt ihnen alles besonders fremd und unwirklich vor.

Manchmal werden die Entfremdungs- oder Unwirklichkeitsgefühle so stark, dass die Betroffenen soziale Kontakte meiden. Sie versuchen, diesen Gefühlen aus dem Weg zu gehen und bleiben lieber zu Hause.

 

Soziale Interaktionen sind anstrengend

Das ist natürlich verständlich, denn Unwirklichkeits- oder Entfremdungserleben sind sehr störend. Vor allem, wenn man sich mit anderen Menschen in sozialer Interaktion befindet. Menschen, die unter Depersonalisation oder Derealisation leiden, müssen sich dann besonders stark konzentrieren, um den Gesprächen noch folgen zu können. Oftmals fühlen sie sich kognitiv eingeschränkt, haben das Gefühl, ihr Hirn wäre nur mehr mit Watte gefüllt und sie könnten keinen klaren Gedanken mehr fassen.

Hinzu kommt bei vielen die starke Angst, andere Menschen könnten etwas von den inneren Vorgängen bemerken, weil sie nach außen hin irgendwie komisch wirkten.

Nach sozialen Interaktionen sind viele Betroffene fix und fertig und müssen sich erst einmal erholen.

 

Vermeidung ist nur eine kurzzeitige Lösung

Verständlich, dass Betroffene dazu neigen, solche sozialen Situationen zu meiden.

Für kurze Zeit wirkt die Vermeidung entlastend. Die Personen machen die Erfahrung, dass Unwirklichkeits- oder Entfremdungsgefühle zu Hause, wenn sie alleine sind, gar nicht auftreten oder zumindest nicht so stark werden wie in Gesellschaft anderer Menschen.

Auf Dauer aber hat die Vermeidung viele negative Effekte. Die Betroffenen verlieren ihre sozialen Kontakte, nehmen nicht mehr am Leben teil, vereinsamen vielleicht sogar über die Zeit.

 

Wie gehe ich mit Entfremdung oder Unwirklichkeit in sozialen Situationen um?

Soziale Situationen sind wichtig für alle Menschen. Jeder Mensch braucht, zumindest hin und wieder, die Gesellschaft anderer Menschen. Auch Menschen, die unter Depersonalisation oder Derealisation leiden.

Wie aber können solche Situationen nun gut bewältigt werden?

 

6 Tipps, um mit Unwirklichkeits- oder Entfremdungserleben in sozialen Situationen gut umzugehen

  1. Ihr inneres Erleben ist für andere Menschen unsichtbar!

Machen Sie sich klar, dass andere Menschen nichts von Ihren inneren Vorgängen mitbekommen. Das spielt sich nur in Ihnen selbst ab.

  1. Machen Sie Experimente!

Überprüfen Sie: Gibt es tatsächlich Anzeichen, dass andere Menschen etwas von den Vorgängen in Ihrem Inneren mitbekommen? In den meisten Fällen wird Ihnen sehr schnell klar werden, dass andere Menschen nichts von den innerlichen Vorgängen mitbekommen.

  1. Jede/r wirkt mal „komisch“!

Menschen verhalten sich nicht immer gleich, Jeder ist mal schlecht drauf oder verhält sich seltsam. Deswegen werden nicht gleich alle Freunde und Freundinnen wegbrechen. Stehen Sie dazu, dass auch Sie eben manchmal „komisch“ sind.

  1. Überlassen Sie den unangenehmen Gefühlen in Ihnen nicht das Feld!

Entfremdungs- und Unwirklichkeitsgefühle sind unangenehm und störend. Trotzdem haben Sie ein Recht darauf, am sozialen Leben teilzunehmen. Lassen Sie sich nicht Ihr Leben von diesen Gefühlen diktieren, gehen Sie trotzdem aus, treffen Sie sich trotzdem mit Freunden.

  1. Konzentrieren Sie sich auf etwas Anderes!

Menschen, die unter Depersonalisation oder Derealisation leiden, neigen dazu, sich gedanklich sehr viel mit diesen inneren Zuständen zu beschäftigen. Auch in Gesellschaft mit anderen Menschen sind sie manchmal mehr mit ihrem eigenen innerlichen Erleben beschäftigt, als mit den sozialen Interaktionen. Auf Dauer ist das sehr anstrengend.

Wenn Sie in Gesellschaft mit anderen sind, dann versuchen Sie, sich auf etwas Anderes außerhalb von Ihnen selbst zu konzentrieren, z.B. auf die Umgebung oder die Gespräche, die geführt werden. Stellen Sie das Erleben von Depersonalisation oder Derealisation bildlich mal auf die Seite. Sie können sich später wieder mit damit beschäftigen.

  1. Zu guter Letzt: Entfremdungs- oder Unwirklichkeitsgefühle sind normal und weit verbreitet!

Viele Menschen erleben immer wieder kurze Momente oder auch Phasen von Depersonalisation und Derealisation. Das ist nichts Ungewöhnliches.

Sie müssen daher Ihr innerliches Erleben nicht immer vor anderen verstecken oder so tun, als wäre alles ganz normal. Vielleicht ergibt sich sogar ein Gespräch über Unwirklichkeits- oder Entfremdungsgefühle und Sie können Verständnis und Unterstützung durch andere Menschen erleben.

Trauen Sie sich, darüber zu sprechen! Sie werden erstaunt sein, wie viele Menschen zumindest ab und an auch Ähnliches erleben.

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