Besserer Umgang mit Entfremdungsgefühlen und Unwirklichkeitserleben

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8 Mythen über Depersonalisation und Derealisation

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Depersonalisation und Derealisation: Falschinformationen und Vorurteile

 

1. Depersonalisation und Derealisation betreffen nur ganz wenige Menschen!

Falsch.

Die meisten Menschen erleben immer wieder kurze Phasen von Depersonalisation oder Derealisation (–>Normalität von DP/DR). Z.B. bei starker Müdigkeit, Drogeneinnahme, Krankheit, geistiger Überforderung …

Auch immer wieder auftretende ebenso wie dauerhaft anhaltende Unwirklichkeits- oder Entfremdungsgefühle sind weit verbreitet. Etwa 2% der Gesamtbevölkerung sind hiervon betroffen. Das entspricht etwa dem Prozentsatz an Menschen, die von Anorexie betroffen sind.

Depersonalisation und Derealisation sind damit keine vereinzelt auftretenden Phänomene, sondern gehören zum normalen Erleben dazu. Auch chronische Unwirklichkeits- oder Entfremdungsgefühle sind nicht selten, sondern betreffen viele Menschen.

Allerdings wird immer noch zu wenig über die Phänomene gesprochen. Daher haben viele Betroffene das Gefühl, sie seien die einzigen Menschen weit und breit, die unter dieser Symptomatik leiden.

 

2. Wenn jemand unter Depersonalisation oder Derealisation leidet, steckt dahinter immer eine schwere Traumatisierung!

Falsch.

Nur in wenigen Fällen chronischer Depersonalisation und Derealisation deutet dies auf eine schwere Traumatisierung in Biografie oder Genese der Symptomatik hin. Hier treten Depersonalisation oder Derealisation zumeist bei dem Ereignis der Traumatisierung selbst oder bei ungewollten Wiedererinnerungen daran auf (als dissoziative Symptome).

In den meisten Fällen kann bei Betroffenen von Unwirklichkeits- oder Entfremdungsgefühlen keine schwere Traumatisierung ausfindig gemacht werden. Die Gründe für das Auftreten von Depersonalisation und/oder Derealisation liegen in anderen Bereichen.

 

3. Wer gekifft hat, ist selber schuld, wenn er nun unter Depersonalisation oder Derealisation leidet!

Falsch.

Viele Menschen, die nach einer (oftmals bereits einmaligen) Drogeneinnahme unter langanhaltender Depersonalisation oder Derealisation leiden, geben sich selbst die Schuld daran.

Auch wenn chronische Unwirklichkeits- oder Entfremdungsgefühle bei ca. 30% der Betroffenen tatsächlich durch eine Drogeneinnahme ausgelöst wurden, so trifft diese Menschen doch keine Schuld an dem Geschehen.

Die Gründe, warum Depersonalisation oder Derealisation auftreten, sind zumeist sehr viel komplexer und nicht in einmaliger Drogeneinnahme zu sehen (–>Auslöser von DP/DR).

 

4. Depersonalisation und Derealisation gehen nie wieder weg!

Falsch.

Auch langanhaltende Depersonalisation und Derealisation können wieder vergehen. Allerdings geschieht dies in den meisten Fällen nicht „einfach von selbst“, sondern ist hierfür gezielte Arbeit der betroffenen Person notwendig.

 

5. Gegen Depersonalisation und Derealisation gibt es keine Medikamente!

Nur bedingt richtig.

Es stimmt, dass derzeit noch keine Medikamente für die gezielte Behandlung von Depersonalisation oder Derealisation zugelassen sind.

Dennoch machen viele Betroffene gute Erfahrungen mit Medikamenten, die eigentlich für andere Erkrankungen zugelassen sind (sogenannter Off-Label-Use). In vielen Fällen kann hierdurch auch der Verlauf chronischer Depersonalisation oder Derealisation günstig beeinflusst werden.

 

6. Ein Leben mit Depersonalisation oder Derealisation macht keinen Sinn!

Falsch.

Eine Person mag von Depersonalisation oder Derealisation betroffen sein, aber sie hat trotzdem das Recht auf ein eigenes und zufriedenstellendes Leben.

Auch mit Depersonalisation oder Derealisation ist es möglich, Sinn im eigenen Leben zu finden und Zufriedenheit zu erlangen.

Unwirklichkeits- oder Entfremdungsgefühle sollten nie so viel Macht erhalten, dass sie das ganze Leben der Betroffenen bestimmen.

 

7. Eine Psychotherapie ist gegen Depersonalisation oder Derealisation wirkungslos!

Falsch.

Psychotherapien der verschiedenen Richtungen sind wirksam gegen chronische Depersonalisation und Derealisation.

Voraussetzung für eine erfolgreiche Psychotherapie ist, dass der/die Betroffene eine Person findet, die sich mit der Symptomatik auskennt und die Therapie hierauf abgestimmt ist. Von Seiten des/der Betroffenen ist es zentral, die Therapie ernst zu nehmen und nicht zu ungeduldig zu sein. Veränderungen werden sich erst über die Zeit einstellen.

Durch eine Psychotherapie kann in vielen Fällen eine deutliche Reduktion oder sogar ein gänzliches Verschwinden der Symptomatik erreicht werden.

 

8. Außer Psychotherapie gibt es nichts, was man gegen Depersonalisation oder Derealisation tun kann!

Falsch.

Menschen, die Depersonalisation oder Derealisation erleben, sind der Symptomatik nicht hilflos ausgeliefert. Es gibt eine ganze Reihe an hilfreichen Strategien, die sie gegen die Symptomatik anwenden können, auch ohne eine Psychotherapie (–>Selbsthilfe bei DP/DR).

Arbeit an aufrechterhaltenden Faktoren gehört hier ebenfalls dazu wie auch die Arbeit an einer Verbesserung der Lebensqualität.

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