Depersonalisation/Derealisation: Unterschiedliche Ängste bei Unwirklichkeitsgefühlen und Entfremdungserleben
Die meisten Menschen, die unter Depersonalisation oder Derealisation leiden, geben an, dass sie viele Ängste haben, die mit diesen Gefühlen verbunden sind.
Zu erleben, dass der eigene Körper oder auch die Umwelt unwirklich scheint, man das Gefühl hat, selbst nur mehr ein Roboter zu sein oder die Umwelt lediglich als Film oder wie im Traum wahrzunehmen, muss ja auch große Angst machen.
Es dürfte wohl zu den schlimmsten menschlichen Erfahrungen gehören, zu glauben, dass man selbst oder auch die Umwelt und andere Menschen nicht real seien.
Typische Ängste, die mit Depersonalisation oder Derealisation verbunden sein können
Die Angst, verrückt zu sein oder zu werden
Viele Betroffene von Depersonalisation oder Derealisation sind davon überzeugt, dass sie bald verrückt werden oder dies schon sind, was große Angst auslösen kann. Meistens geht es dabei darum, aus der Gesellschaft und dem bisherigen Leben herauszufallen, nicht mehr mithalten zu können und letztendlich in der Psychiatrie zu landen.
Die Angst, sich aufzulösen oder gar nicht mehr da zu sein
Viele Betroffenen haben das Gefühl, innerlich zu zerfallen oder sich aufzulösen. Sie haben Schwierigkeiten, ihre Körpergrenzen richtig wahrzunehmen und daher oft das Gefühl, sie seien nicht mehr deckungsgleich mit ihrem Körper. Manche zweifeln sogar an ihrer eigenen Existenz.
Die Angst, an einer schlimmen Krankheit zu leiden
Viele Menschen, die von Depersonalisation oder Derealisation betroffen sind, haben Angst, an einer schlimmen, unheilbaren Krankheit zu leiden. Die Befürchtungen gehen von Gehirntumor und anderen Hirnerkrankungen bis hin zu psychischen Erkrankungen wie psychotischen Störungen und Schizophrenie.
Viele Betroffene können sich ihre Symptome anders nicht erklären, auch die diffusen körperlichen Beschwerden, unter denen die meisten leiden, scheinen für eine solche Erkrankung zu sprechen.
Die Angst davor, dass der Zustand immer schlimmer wird und nie wieder weggeht
Unwirklichkeitsgefühle und Entfremdungserleben sind grauenvolle Zustände, wenn sie über längere Zeit anhalten oder immer wieder auftreten. Daher ist es nur allzu verständlich, dass viele Betroffene sich davor fürchten, dass diese Zustände immer schlimmer werden könnten und, im schlimmsten Fall, nie wieder vergehen.
Die Angst vor dem Aufwachen aus der Unwirklichkeit
Auch die Angst davor, nach Jahren, vielleicht sogar Jahrzehnten aus der Unwirklichkeit zu erwachen, kommt bei vielen Betroffenen vor. Wenn Menschen viele Jahre in einem Zustand der Unwirklichkeit zugebracht haben, so haben sie (auch zurecht) Angst davor, aus diesem aufzuwachen und dann begreifen zu müssen, was sie über die Jahre der Unwirklichkeit alles verpasst haben.
Viele Betroffene haben das Gefühl, das Leben gehe an ihnen vorbei.
Die Angst davor, vor anderen Menschen aufzufallen oder die Kontrolle zu verlieren
Menschen mit Depersonalisation oder Derealisation haben oft sehr große Ängste davor, dass andere Menschen etwas von ihrem innerlichen Geschehen mitbekommen könnten. Zu sehr sind sie davon überzeugt, dass dies nicht normal sei. Daher bemühen sie sich darum, nicht aufzufallen, was oftmals aufgrund der großen kognitiven Anstrengung, die mit dem Unwirklichkeitserleben verbunden ist, nur schwer gelingt.
Im Gegenteil, bei vielen stellt sich die Angst ein, schon bald die Kontrolle über das eigene Handeln zu verlieren und vor anderen „auszuflippen“.
Panikattacken
Bei vielen Menschen, bei denen Unwirklichkeitsgefühle oder Entfremdungserleben immer wieder auftauchen, kann sich die damit verbundene Angst bis hin zu Panikattacken steigern.
Umgekehrt kann während Panikattacken aber auch Entfremdungs- oder Unwirklichkeitserleben auftauchen.
Umgang mit Ängsten
Viele Menschen mit Depersonalisation oder Derealisation haben dysfunktionale (schädigende) Umgangsweisen mit auftretenden Ängsten entwickelt.
Hierzu gehören zum Beispiel Zwangsgedanken oder im schlimmsten Fall sogar Zwangshandlungen, um diese Ängste kontrollieren zu können. Viele Betroffene verbringen Stunden jeden Tag damit, sich immer wieder über die gleichen Themen Gedanken zu machen oder führen Handlungen aus, schauen z.B. hunderte Mal pro Tag in den Spiegel, um sich zu vergewissern, dass sie immer noch da sind.
Andere Betroffene verspüren einen massiven Drang, sich selbst zu verletzen, um sich wieder zu spüren und geben diesem Drang im schlimmsten Fall sogar nach.
Man kann etwas gegen diese Ängste tun!
Viele Menschen, die von Depersonalisation oder Derealisation betroffen sind, leiden unter diesen Ängsten. Das bedeutet aber nicht, dass Betroffene solche Ängste einfach hinnehmen müssen und man nichts dagegen tun kann.
Werden Sie aktiv! Unternehmen Sie etwas gegen ihre Ängste und gegen den Zustand von Depersonalisation und Derealisation. Bleiben Sie nicht passiv, warten Sie nicht ab.
Ihr Leben ist zu wertvoll dafür!
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